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Mohammedanische Traditionen über das jüngste Gericht (Rudolf LESZYNSKY)

Mohammedanische Traditionen über das jüngste Gericht (Rudolf LESZYNSKY)

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L’auteur

Rudolf Leszynsky est né à Berlin le 10 novembre 1884, mort en 1949. A l’Université de Berlin, il étudia les langues sémitiques, l’histoire et la philosophie. Il fit également des études théologiques au Séminaire rabbinique à Berlin. Il poursuivit ses études à l’Université de Wrocław et à Heidelberg. Il a été formé par les plus grands noms des études sémitiques d’alors : Becker, Fraenkel, Hildesheimer, Hirschfeld, Hoffmann, et Sachau. Outre l’ouvrage présenté ici, il est l’auteur de Die Juden in Arabien zur Zeit Mohammeds, Berlin, Mayer und Müller, 1910, 116 p. [1]

(Source : notice biographique dans l’ouvrage ici présenté, p. II-III)

Préface (sans les notes)

Avertissement : la reproduction du texte est incorrecte à de nombreux endroits.

Die Eschatologie des Islam hat noch keine wissenschaft-
liche Bearbeitung in groBem Stile gefunden. Eine Geschichte
dieses Gebietes, das im mohammedanischen Glauben nicht etwa
wie fiir unser Gefuhl abseits liegt, sondern im Gegenteil erne
ganz hervorragende Stellung einniinmtj 1st nicht nur inter
essant, sondern auch historisch wichtig. Die Quellen, aus
denen diese Vorstellungen geflossen, die auBeren Emtiiisse,
denen sie unterlegen, waren zu untersuchen und dazu eine
genaue Kenntnis sowohl der jiidischen wie der christlichen
und persischen Eschatologie, vor allem aber eine Sammlung
und Sichtung des gesamten Materials notwendig, soweit es
uns in der mohammedanischen Literatur entgegentritt 1 ). Im
Verlaufe meiner Studien auf diesem Gebiete sah ich ein, daB
das eine Arbeit vieler Jahre bedeutet, die auch gleichzeitig
tiber den Rahmen, den ich mir gesteckt, allzu weit hinaus-
geht. Ich will daher im folgenden nur das geben, wovon
ich seinerzeit ausgegangen bin, und das ist eine kleine alte
Schrift mit Traditionen fiber das jiingste Gericht, auf die mich
mem hochverehrter Lehrer, Herr Prof. Barth, aufmerksam
gemacht hat. Zur Rechtfertigung einer solchen Edition mochte
ich aber noch einige Worte zur Literatur iiber die mohamme-
danische Eschatologie, sowie iiber die Methode derselben sagen.

AuBer dern Koran, der jedem auch der arabischen Sprache
Unkundigen zuganglich ist, sind in europaischen Sprachen
noch zwei Quellenwerke fiir unser Thema erschienen, das eine von Gautier herausgegebene Ad dourra al fakhira von
Gazzali 1878, das andere von Wolff herausgegebene kitab
ahwal al qijama. Der Unterschied zwischen beiden Werken,.
das eine von dem hochberiihmten Philosophen, das andere
von einem unbekannteu Autor spaterer Zeit, 1st nicht eben sa
groB, als man anzunehmen geneigt sein konnte. Von den
beiden Editionen ist die Wolffsche insofern die wertvollere
fur den Historiker, als der Herausgeber die Quellen fur die
mohammedanischen Anschauungen zitiert, soweit er sie aus
dem Talmud kennt. Darin aber liegt der springende Punkt
fur die Behandlung der Sache. Denn wenn es auch zunachst
eine unbedingt notwendige Vorarbeit ist festzustellen, dafi
einmal eine Religion diese oder jene Vorstellungen von dem
Tode und dem Jenseits gehabt hat, so besteht doch die-
eigentlich wissenschaftliche Tatigkeit darin, das nunmehr
Gegebene zu verarbeiten, in diesem Falle jene Vorstellungen
mit den Anschauungen anderer Volker zu vergleichen und
dadurch fremde Beeinflussung oder eigene Entwicklung zu
erkennen. Deshalb vermag icn auch nicht in den ,,Beitragen
zur Eschatologie des Islam" von I. B. Ruling, einer Leipziger
Dissertation 1895, einen Fortschritt in der Behandlung der
mohammedanischen Eschatologie zu erblicken. Es ist weder
in ihr eine auch nur annahernd vollstandige Sammlung des
mohammedanischen Materials gegeben, noch, was beabsichtigt
war, eine Entwicklung der Eschatologie, die doch aus ge-
schichtlichen Griinden und Ursachen heraus erklart werden
miiBte. Das ist aber noch nicht einmal versucht. Auf die^
nichtarabischen Quellen ist iiberhaupt kaum eingegangen,
aufier an einigen Stellen, wo nicht so sehr eine Erklarung
mohammedaniseher Anschauungen notwendig war, als vielmehr
beim Autor sich eine ,,unwillkurliche" Reminiszenz aus der
Lektiire der Bibel einstellte 1 ).

Wenn ich nun hier das Kitab ez zuhd herausgebe, so
glaube ich nicht, daB dadurch fur den Kenner der einsehla-
gigen Literatur der Ideenkreis der mohammedanischen Escha-
tologie sich irgendwie erheblich erweitert, da sich die in
diesem Schriftchen vorkommenden Anschauungen zumeist in
den von mir zitierten Werken finden. Der Zweck der Edi-
tion ist vielmehr folgender : Einerseits nimmt das Kitab ez-
zuhd die Mitte natiirlich nicht mathematisch zwischen
dem Koran einerseits und dem Werke Gazzalis und der
Wolffschen Eschatologie anderseits ein, und ohne viele
Worte wird auch die literarische Entwicklung einem jeden
auf den ersten Blick deutlich, der die Biicher nur nebenein-
ander halt. Zudem ist das Werkchen eine der altesten
Sammlungen der Ausspriiche Mohammeds (vgl. Brockelmann
Gesch. d. arab. Lit. I, S. 66). Anderseits aber habe ich
mich bestrebt, die einzelnen Traditionen nach ihren Quellen
und ihrer Entwicklung festzulegen. Es kommt mir darauf
an, die durchgangige Parallelitat der christlich-jiidischen und
mohammedanischen Eschatologie an der Hand der vorliegenden
Traditionen zu zeigen, und ich habe deshalb den einzelnen
Kapiteln derselben Parallelen aus der jiidisch-christlichen
Literatur und dem Koran vorangeschickt, und die Verfasser
der Apokalypsen und Evangelieu und Mohammed selbst zu
Worte kommen lassen 1 ). GewiB muB man in unserer Zeit
doppelt vorsichtig sein, wenn man von Entlehnungen spricht,
gerade deshalb, weil es fast zu einer . Sucht geworden ist, allenthalben nachzuspiiren, ob ein Gedanke, der sich in irgend-
einer Literatur oder einem Werke findet, schon anderwarts
hervorgetreten ist. Jedoch liegt in unserm Falle die Sache
so, daB alle Gelehrten, die sich mit der Frage beschaftigt
haben, die Entlehnung als zweifellos angenominen haben, der
Beweis ini einzelnen ist jedoch noch nicht angetreten worden.
Ich weise hier nur auf Goldziher, Die Religion des Islam
(in Kultur der Gegenwart, 1. Abt. 3, 1 1906) *) hin, der dort
S. 98 sagt: Die grellmaterialistischen Ziige dieser Vorstel-
luugen finden sich vielfach in der jiidisch-christlichen Literatur
wieder und weisen dadurch auf die Kreise hin, die Mohammed
die Grundfarben zu den phantastischen Ausschmiickungen
geboten haben. Auch aus dem Parsismus ist mancher Zug
entlehnt (S. 108). Die Glaubensvorstellungen, die mit dem
Mahdismus zusammenhangen, sind in ihrer Entstehung durch
jiidisch-christlichen EinnuB zu erklaren.

Es ist mir wahrscheinlich, daB man berechtigt ist, noch
weiterzugehen. Das Wort von der gliihenden iiberschaum en-
den Phantasie Mohammeds ist zwar fast zum Dogma geworden,
aber in dem weitaus groBten Teile des Korans wird der
Leser vergeblich nach ihr suchen. Es ware toricht zu leugnen,
daB die altesten Suren diesen Eindruck niachen. Aber hat sich
diese Phantasie so schnell und so vollstandig erschopft? Ich
glaube nicht an eine schopferische selbsttatige Phantasie
Mohammeds. Nicht nur die Grundfarben, auch die Einzel-
heiten der eschatologischen Gemalde, scheint mir, sind ihm
von anderen gegeben. Es ist die Gewalt, die in dem Thema
selbst liegt, die uns zu falschen Schliissen auf Mohammeds
Persoulichkeit verfiihrt. Und man muB auch zugestehen,
einen Vergleich mit den Schilderungen der jiidisch-christlichen
Apokalypsen, wie sie uns z. B. in IV. Esr. 7, 39 42, Hen.
1, 5 ff. Sib. 3, 672 ff. u. a. vorliegen, die Volz mit Recht
als klassisch bezeichnet, einen Vergleich mit den grausigen
Schilderungen der Holle, wie sie in den neutestamentlichen
Apokryphen, z. B. Ap. Petr. 21 ff. Thomasakten 55 57 zu
finden sind, halten selbst Mohammeds feurigste Suren kaum
aus. Dort ist wirklich ein Werk uberschaumender Phantasie,
Mohammed war auch in seiner ersten besten Zeit kein echter
Dichter. Gelingt es, die Anschauungen in Mohammeds escha-
tologischen Schilderungenin weiterem Umfange in der friiheren
Literatur nachzuweisen, so ist damit das Bild, das wir uns
von Mohammeds Personlichkeit machen, einheitlicher geworden.
Die GroBe des Mannes bleibt dadurch unberiihrt, sie beruht
ohnehin mehr auf seiner geschichtlichen Stellung als auf der
Weite seines Geistes.

Mit dem Gesagten sind auch bereits die Quellen zur

mohammedanischen Eschatologie gezeigt. Es sind Judentum
und Christentum, daneben auch der Parsismus. Altheidnisch-
arabisches diirfte kaum nachzuweisen sein. Zeigt doch der
Kampf, den Mohammed gegen die Leugner der Auferweckung
fiihrt, und vor aliem der so- oft wiederholte Beweis, daB Gott
so machtig sei, auch nach dem Tode zum Leben zu erwecken,
daB den Arabern ein Weiterleben nach dem Tode wohl kaum
bekannt war. Auf alle Falle aber fiel eine Vergeltung, Be-
strafuug und Belohnung fort 1 ). Die jiidiseh-christlichen
Quellen fur die mohammedanische Eschatologie sollte man
nicht in spezifisch-jiidische und spezifisch-christliche trennen.
Beide Anschauungen iiber das Leben nach dem Tode werden
sich im wesentlichen decken, schon einfach aus dem Grunde,
weil sie gemeinsam auf die Andeutungen des alten Testa-
mentes und die Schilderungen der Apokryphen und Apoka-
lypsen zuriickgehen. Wenn auch die letzteren im Judentume
keine Pflege in spaterer Zeit fanden, so sind sie doch schlieB-
lich in ihm entstanden, sie verkorpern die Meinungen, die
damals im jiidischen Volke herrschten und finden sich
auch zum Teil im Talmud wleder. Es ist daher grund-
satzlich von der Hand zu weisen, wenn man die moham-
medanische Eschatologie, sei es auf vorwiegend jiidische
oder christliche Quellen zurtickzufiihreu unterniimnt. So
behauptet z. B. Grimme, Mohainined II, Minister 1895, S. 154,
die mohammedanische Eschatologie sei nicht von den Juden
iibernoinmen, besonders well die judische Idee von der Ver-
einigung samtlicher Juden zu einem Reiche, das der Messias
griindet und regiert, unberiicksichtigt bleibt, als ob ein
solcher Grlaube iiberhaupt in Mohammeds System hinein-
gepaBt hatte, und es nicht ini iibrigen feststande, daB er
immer eklektisch verfahren ist. Ubrigens fiihrt Grinune selbst
einiges doch wieder auf judische Quellen zuriiek. Man tut
also wohl besser, auf eine solche Scheidung von vornherein
zu verzichten 1 ).

Wenn nun im folgenden fiir die mohammedanische
Eschatologie die jiidisch-christliche Literatur voni alten Testa-
ment an bis zum Talmud zur Vergleichung herangezogen
wird, so heiBt das natiirlich nicht, daB etwa diese die un-
mittelbare Quelle fiir Mohammed und seine Nachfolger war,
sondern durch eine lange Reihe teils miindlicher, teils lite-
rarischer Mittelstufen sind diese Anschauungen aus der
klassischen Zeit der Eschatologie bis auf den Islam hinab-
gelangt. Denn derartige Vorstellungen bleiben durch die
Jahrhunderte in ihren Formen unverandert.

Das Material fur die jiidisch-christlichen Anschauungen
in den alttestamentlichen Apokryphen und der Mischna fand
ich in Volz, Jiidische Eschatologie von Daniel bis Akiba,
Tiib.Leip. 1903, zusammengestellt und habe es als Erganzung
meiner eigenen Materialsammlungen oft benutzt. Von groBem
Nutzen war fiir mich auch die Lektiire von La vie future
d’ apres le Mazdeisme etude d’eschatologie comparee par
N. Soederblom, Paris, 1901, weniger fiir die ins einzelne
gehende Forschung, als vielmehr fiir die allgemeine Anschauung in unserni Thema. Ich mochte hier eine Stelle
des Werkes des schwedischen Grelehrten anfiihren, die, wenn
auch nur mit Einschrankung richtig, eine feine Beobachtung
1st (S. 296): "Des quatre religions le Mazdeisme le judaisme,
le christianisme et 1’islam qui possedent une veritable escha-
tologie 1’islam seul a evite 1’inconsequence d’enseigner deux
jugemeuts et deux retributions. Apres la mort tous dorment
et seulement lorsque vient la resurrection les ames entrent
dans le ciel ou dans 1’enfer. Les ames demeurent dans le
sepulcre apres la mort, mais le sepulcre est un sejour agre-
able pour les croyants. Damit ist zugleich der Begriff der
Eschatologie in unserem Thema eindeutig bestimmt, insofern
,ls im Islam, wenigstens bei Mohammed, in der Lehre von
den letzten Dingen die Zustande des Individiums und des
Volkes zusammenfallen. DaB sich in der spateren Ent-
^icklung, wo die durch und durch individuelle Strafe des
Grabes eine groBe Rolle spielt, eins von dem andern nicht
trennen laBt, ist selbstverstandlich, wie es iiberhaupt ratsam
ist (gegenVolz S. 1) den Begriff Eschatologie in erweitertem
Sinne auf die Anschauungen vom Zustand nach dem Tode
tiberhaupt zu iibertragen.

Table des matières

  1. 1. Die quälende Ungeduld der Verdammten.
  2. 2. Die leichteste Strafe in der Holle.
  3. 3. Die Taler und Berge der Holle.
  4. 4. Die Schlangen und Skorpione der Holle.
  5. 5. Die Qetranke der Hollenbewohner.
  6. 6. Die Schwere der Strafe der Verdammten.
  7. 7. Die Hollenbriicke und das Uberschreiten derselben.
  8. 8. Das Herabkommen Gottes im Wolkendunkel zum Gericht.
  9. 9. Die Piirbitte des Propheten fiir die Menschen beim Gericht.
  10. 10. Die Wage am Tage der Auferstehung.
  11. 11. Die Eechnungsablage am Tage der Auferstehung.
  12. 12. Was am Tage der Auferstehung gerufen wird.
  13. 13. Wie Gott die Knechte am Tage der Auferstehung zur Rechenschaft fordert.
  14. 14. Die Widervergeltung am Tage der Auferstehung.

View online : lire l’ouvrage dans son intégralité (éd. 1909)


[1Je remercie vivement le Professeur Claude Gilliot de m’avoir signalé ce dernier ouvrage et les corrections qu’il a bien voulu apporter à cette fiche.